Kevelar

Ein Wallfahrtsort mit Bedeutung für die Prämonstratenser

Wenn die Wallfahrtssaison in Kevelaer beginnt, ist auch die Abtei Hamborn vertreten. So öffnete Abt Albert Dölken im Jahr 2021 vor Beginn des Gottesdienstes die Pilgerpforte der Basilika mit den drei traditionellen Hammerschlägen. Dabei sprach der Prämonstratenser die Worte: „Öffnet die Tore unserem Erlöser Jesus Christus“.

Die niederrheinische Stadt Kevelaer ist nach Altötting in Bayern der zweitgrößte katholische Pilgerort in Deutschland. Jährlich kommen rund 800.000 Pilger. Ihr Ziel ist das Gnadenbild der „Trösterin der Betrübten“. Dabei handelt es sich um einen kleinen Kupferstich, der für die Pilger eine große Bedeutung hat.

Als Hendrick Busman ein Heiligenhäuschen baute

Alles geht zurück auf die Zeit des Dreißigjährigen Krieges. Der Handelsmann Hendrick Busman vernahm kurz vor Weihnachten 1641 inmitten der Kevelaerer Heide nahe eines Hagelkreuzes eine Stimme: „An dieser Stelle sollst du mir ein Kapellchen bauen.“ Als er dieselben Worte an derselben Stelle noch an zwei weiteren Tagen vernahm, stand sein Entschluss fest. Obwohl Busman keineswegs reich war, führte er den Auftrag aus und baute ein Heiligenhäuschen.

Dieses entwarf er nach einer Beschreibung seiner Frau Mechel, die eines Nachts eine Erscheinung hatte, in der sie das Kapellchen mit dem Marienbild vor sich sah. Das kleine Bildchen von „Unserer Lieben Frau von Luxemburg“ hatten zuvor zwei Soldaten versucht an Mechel zu verkaufen. Sie hatten aber zunächst keinen Erfolg. Nachdem das Bildchen Mechel im Traum erschienen war, machte sie sich auf die Suche nach den beiden Soldaten und kehrte mit dem Marienbild zurück. Im Jahr 1642 wurde es in einen Bildstock in dem kleinen Heiligenhäuschen eingesetzt. Und dort ist es bis heute geblieben.

So begann die Geschichte der Wallfahrt nach Kevelaer. Bereits 1643 machten sich Pilger aus Rees mit der ersten organisierten Wallfahrt auf den Weg in die Marienstadt. Heute gehört die „Wallfahrtsstadt Kevelaer“ zu den wichtigsten Marienwallfahrtsorten Deutschlands.

Auch Papst Johannes Paul II. und Mutter Teresa kamen

Aber auch international ist die Wallfahrtsstadt als Ort des Glaubens bekannt. Eine besondere Auszeichnung waren die Besuche von Papst Johannes Paul II., Mutter Teresa und Kardinal Joseph Ratzinger, dem späteren Papst Benedikt XVI.

Die Wallfahrt von Hamborn nach Kevelaer hat eine lange Tradition. Es finden sich zwar weder im Hamborner Pfarrarchiv noch in Kevelaer Aufzeichnungen, die das Alter der Hamborner Fußwallfahrt belegen. In einem Protokollbuch der Fußpilger aus dem Jahre 1911 heißt es aber „dass die Fußpilger-Prozession mit dem Jahre 1780 angefangen haben muss".

Prämonstratenser gelten als Initiatoren der ersten Fußwallfahrt

Damals amtierte Franz Ferdinand Freiherr von Dunckel als Abt von Hamborn. Die Prämonstratenser der 1806 durch Joachim Murat, den Schwager Napoleons, aufgehobenen Abtei dürften wohl einen entscheidenden Anteil an der Initiierung der ersten Fußwallfahrt gehabt haben. Über sie heißt es im Protokollbuch der Fußpilger weiter, dass sie „die frommen Patres waren, die Männer in weißen Gewändern voll Entsagung und Demut unserer lieben Gottesmutter dienend“.  Die Fußwallfahrt soll demnach am 7. September 1780 begonnen haben. Die Pilger zogen laut Protokollbuch von der Hamborner Abteikirche über Aldenrade und Walsum zur Rheinfähre. Nach der Überfahrt nach Orsoy ging es weiter über Budberg, Rheinberg, Alpen, Bönninghardt, Kapellen und Wetten nach Kevelaer. 

Prozessionsweg von 50 Kilometern Länge

Am 8. September 1780, dem Fest Mariae Geburt, waren die Pilger den ganzen Tag über in Kevelaer und beteten an den Wallfahrtsstätten, bevor sie am 9. September 1780 zurück nach Hamborn zogen. Bis 1910 fand die Fußwallfahrt jährlich an diesem Termin, nämlich vom 7. bis zum 9. September, statt. Der etwa 50 Kilometer lange Prozessionsweg der Pilger hat sich bis heute nicht wesentlich geändert.

2022 startete in Hamborn die insgesamt 243. Fußpilgerfahrt in Richtung Kevelaer. Wer am 10. September teilnehmen wollte, musste früh aufstehen. Die Pilgermesse in der Abteikirche Hamborn begann bereits um 5 Uhr.


Fotos: Kath. Kirchengemeinde St. Marien Kevelaer, Wallfahrtsleitung; alle Rechte vorbehalten