Rauchende Schlote, geschwärzte Häuser, Industriegerüche – das vermutet man, wenn man sich ins Ruhrgebiet begibt. Blütenweiße Ordensgewänder, Gregorianischen Choral und klösterliche Idylle – das erwartet man vielleicht auf einer Urlaubsreise durch Bayern.
In Duisburg ist Beides zu finden. Das Ruhrgebiet und ganz besonders die Stadt Duisburg bieten jede Menge (scheinbarer) Gegensätze und durchaus reizvolle Abwechslungen.
Über Jahrhunderte ein Kloster auf dem Lande zwischen Emscher, Rhein und Beekbach, für kurze Zeit Großstadt und heute der „Duisburger Norden“ genannt, lädt Hamborn seine Besucher von Nah und Fern zu kurzweiliger Unterhaltung, Sport und Freizeit im Landschaftspark und in die Therme am Mattlerbusch ein. Die Geschäftswelt stellt sich seit einigen Jahren völlig neu auf und bietet Anziehungspunkte, die den Kunden ins Staunen bringen, z.B. ein Zoogeschäft so groß wie ein Tierpark, in dem man spazieren gehen kann!
Die historischen Bauten lassen Geschichte und Entwicklung noch erahnen: das alte Rathaus, Amtsgericht und Postgebäude. Ältester Zeuge der Geschichte ist der Kirchturm der Abtei, des alten Klosters, das von 1136 bis 1806 bestanden hat und 1959 wieder aufgebaut wurde. Auch hier fast ungläubiges Staunen: junge Männer bevölkern das alte Kloster, das sich heute nach schweren Zerstörungen im letzten Krieg in alter und neuer Gewandung präsentiert: Turm, Kirchenmauern und romanischer Kreuzgang aus der Frühzeit des Klosters bis hin zu modernster Architektur im letzten Erweiterungsabschnitt im Jahr 2011. Schon der Brunnen vor der Abteikirche bietet einen Rundgang durch die bewegte Geschichte Hamborns- geschaffen von Schwester Paula Tisa von der Schulenburg. In regelmäßigen öffentlichen Führungen und nach Absprache kann die Abtei mit Kirche, romanischem Kreuzgang und Paramentenkammer besichtigt werden. Die Nachfrage ist groß-es gibt Wartelisten. Das Chorgebet des Klosters, Hl. Messen und andere Gottesdienste finden täglich statt und sind öffentlich zugänglich. Wer sich für geistliche Angebote, Einkehrtage oder Exerzitien im Alltag interessiert, findet ein reichhaltiges Angebot. Übernachtungsmöglichkeiten gibt es nicht.
Die Abtei gehört zum Orden der Prämonstratenser, benannt nach dem Tal von Prémontré, in dem der Hl. Norbert von Xanten den Orden gegründet und das erste Kloster errichtet hat. Prämonstratenser, manchmal auch Norbertiner genannt, sind Regularkanoniker, Priester, die nach einer Klosterregel gemeinsam leben und die bewusste und gewollte Verbindung aus priesterlichen Aufgabenfeldern in Pfarreien, Schulen und Krankenhäusern mit einem Gemeinschaftsleben im Kloster verbinden. So kann man es bei den Hamborner Prämonstratensern erleben. Man trifft sie überall im Duisburger Norden an. Darüber hinaus hat die junge Gemeinschaft mit ihren inzwischen dreißig Mitgliedern Niederlassungen in Magdeburg, Selm-Cappenberg und Bendorf-Sayn. In jüngerer Zeit sind auch zwei Tertiaren-Gemeinschaften in Verbindung mit der Hamborner Abtei entstanden. Es handelt sich um Männer und Frauen verschiedenster Berufe und Lebensstände, die sich im Geist des Hl. Norbert zusammenschließen und sich zu einer Abtei des Ordens zugehörig wissen und in regelmäßigen Zusammenkünften geistlichen Austausch pflegen.
Wer die Wanderwege durch den Duisburger Norden erkundet, dem bietet sich ein buntes Bild, eine große Vielfalt der Eindrücke, Industrieanlagen und Wohnbereiche, hübsche Gärten und Menschen aus aller Herren Länder, die in das Ruhrgebiet gekommen sind, um hier ihr Glück zu finden. Den jungen Theologiestudenten und den Priestern der Abtei ist ein spannendes Aufgabenfeld übertragen. Vielleicht macht auch das einen der wesentlichen Anreize aus, die so viele Interessenten in die Hamborner Abtei zieht.
von Abt Albert Dölken