Prämonstratenser weihen Kloster-Neubau in Magdeburg ein

Reiner Haseloff geriet während seiner Rede beim ökumenischen Gottesdienst in der St.-Petri-Kirche ins Schwärmen. „Magdeburg hat jetzt einen neuen Heiligen Bezirk“, sagte Sachsen-Anhalts Ministerpräsident vor mehr als 400 Gästen. Diese Worte wählte der CDU-Politiker anlässlich der Einweihung des Klosterneubaus der Prämonstratenser. Der Orden konnte das Gebäude am Elbufer nach rund fünf Jahren Bauzeit am 2. Oktober endlich beziehen.

„Mit dem Neubau sendet die christliche Minderheit das Signal, dass der christliche Glaube zu den Wurzeln der freiheitlich-demokratischen Grundordnung gehört“ sagte Haseloff. Dabei seien die Christen in der Stadt offen für die gesamte Gesellschaft, um für ein friedliches Zusammenleben einzutreten.

Magdeburg erhält Reliquie des Heiligen Norbert

Pater Clemens Dölken hatte sich jahrelang für einen Neubau in Magdeburg stark gemacht und wollte mit seinem Orden ein Zeichen gegen den Trend setzen. „Prima, dass Ihr etwas aufbaut, wenn sonst nur etwas geschlossen wird", hörte der Vorsteher des Magdeburger Priorates immer wieder, wenn er für sein Herzensprojekt warb. Nun kam er ans Ziel.

Reiner Haseloff hatte zur Eröffnung auch ein besonderes Geschenk mitgebracht. Der Regierungschef übergab Pater Clemens eine Reliquie. Dabei handelt es sich um ein Fragment der sterblichen Überreste des Heiligen Norbert von Xanten.

Der Gründer des Prämonstratenser-Ordens war von 1126 bis zu seinem Tod Erzbischof von Magdeburg. Im dortigen Kloster Unser Lieben Frauen befanden sich die Gebeine des Heiligen Norbert – bis sie 1626 von Kaspar von Questenberg, dem damaligen Abt des Klosters Strahov, nach Prag überführt wurden. Die Übergabe der Reliquie war also Symbol für Rückkehr des Ordensgründers.

Austausch in den Ökumenischen Höfen

Zum Festakt waren viele prominente Vertreter aus Kirche, Politik und Wirtschaft gekommen – unter ihnen der Magdeburger Bischof Gerhard Feige. „Ich bewundere die Kraft und den Elan sowie den Mut und die Zuversicht, die sich mit diesem Bau verbinden“, sagte der Geistliche. Er wünscht sich, dass das Kloster künftig „eine alternative und inspirierende Oase christlichen Lebens“ ist.

Auch Jos Wouters, Generalabt der Prämonstratenser, war zu Gast in Magdeburg und lobte das Engagement seiner Mitbrüder in Sachsen-Anhalt. Der Belgier versteht den Neubau an der letzten Wirkungsstätte des Heiligen Norbert auch als einen symbolischer Akt.

Generalabt Jos Wouters war auch zu Gast in Magdeburg. Foto: Daniel Elke / Abtei Hamborn
Generalabt Jos Wouters war auch zu Gast in Magdeburg. Foto: Daniel Elke / Abtei Hamborn


Das Kloster wurde in den „Ökumenischen Höfen“ errichtet, einem Areal zwischen der katholischen St.-Petri-Kirche und der evangelischen Wallonerkirche. Auf dem Gelände sind die katholische Pfarrei St. Augustinus, die evangelische Altstadtgemeinde, die evangelisch-reformierte Gemeinde sowie zwei Studentengemeinden beheimatet. Mit dem Neubau erhält der Orden Räume, die für ein authentisch-klösterliches Leben nötig sind. Hier sind Austausch und eine Willkommenskultur möglich.

Lob für die Prämonstratenser    

Pater Clemens hatte lange für das Projekt gekämpft. Er ließ sich auch von Bauverzögerungen nach der Entdeckung einer Romanischen Stube sowie den allgemeinen Preissteigerungen nicht entmutigen. Ursprünglich sollte der Neubau rund 3,5 Millionen Euro kosten, letztendlich waren es mehr als fünf Millionen Euro. Mehr als 85 Prozent der Kosten sind bereits finanziert worden.

Da der Orden kaum über eigene Mittel verfügt, sammelt er weiterhin Spenden. Unterstützung gab es bislang vom Förderverein Prämonstratenserkloster Magdeburg, dem Bonifatiuswerk, anderen Bistümern, Stiftungen sowie durch Fördermittel der Denkmalpflege.  

Der Orden hat in der Stadt einen hohen Stellenwert. Das machte der Regionalbischof der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland, Johann Schneider, während seiner Rede deutlich. Er erinnerte dabei an die konfessionellen Auseinandersetzungen, die es in den vergangenen Jahrhunderten in Magdeburg gab. „Der Konflikt ist vorbei“, sagte Schneider und richtete lobende Worte an die Prämonstratenser: „Sie sind Gott sei Dank wieder da – und die Stadt freut sich.“

Gebäude mit Weihwasser gesegnet

Seit 1991 gibt es in Magdeburg wieder ein Priorat der Abtei Hamborn – nun hat die Stadt auch wieder ein Prämonstratenser-Kloster. Pater Clemens freute sich, als ihm der Architekt Christian Münster und der Magdeburger Immobilienmanager Heinrich Sonsalla den Schlüssel für die Eingangstür übergaben. Bischof Gerhard Feige segnete das Gebäude mit Weihwasser. Abt Albert Dölken von der Abtei Hamborn lud die Gäste im Anschluss noch zu einer Feier.

Abt Albert Dölken (links) und Pater Clemens Dölken (2. von links) erhalten von Andreas Münster (2. von rechts) und Heinrich Sonsalla (rechts) den Schlüssel zum Neubau. Foto: Daniel Elke

Er begrüßte dort auch Bekannte aus für die Prämonstratenser bedeutenden Orten. Eine Reisegruppe aus der Stadt Xanten, in der der Heilige Norbert aufwuchs, hatte sich aufgemacht nach Magdeburg. Auch die Ortschaft Cappenberg war mit einer Delegation vertreten. Deren Gemeinde St. Johannes Evangelist wird seit 1974 von der Abtei Hamborn betreut.

Gäste aus Belgien, Tschechien und Indien  

Es waren aber auch viele Gäste aus dem Ausland in Magdeburg. Sie reisten aus Belgien, Österreich, Tschechien und sogar aus Indien bis an die Elbe. Die Besucher erkundeten bei einem Rundgang das gradlinig-puristische Gebäude, in dem nun die Prämonstratenser Pater Clemens, Pater Altfried und Pater Andreas leben. Insgesamt gibt es in dem Neubau sechs Apartments und drei Gästewohnungen. „Damit haben wir erstmalig die Möglichkeit, neue Mitglieder aufzunehmen und Interessenten auf Zeit bei uns wohnen zu lassen“, erklärte Pater Clemens.

Der gebürtige Hamborner erlebte einen gelungenen Tag, zu dem auch der Kammerchor unter der Leitung von Sandra Schilling sowie die Schola Strahoviensis aus Strahov mit ihrer Musik beitrugen. Nach der Fertigstellung des Klosters sollen weitere Bauarbeiten in den „Ökumenischen Höfen“ folgen. „Wir werden versuchen, das Gelände weiter so zu entwickeln, dass es für die Öffentlichkeit noch attraktiver wird“, sagt Pater Clemens. „Das ist ein Projekt, das wir gemeinsam mit unseren neuen Nachbarn angehen werden.“