Cappenberg
Wo das erste Prämonstratenser-Kloster auf deutschem Boden stand
Wer über die Autobahn 1 von Bremen nach Köln fährt, kommt an einem großen Schild vorbei. Darauf steht „Schloss Cappenberg“. Der namensgebende Ort, zugehörig zur Gemeinde Selm, ist nicht nur aus diesem Grund weit über die Grenzen von Nordrhein-Westfalen bekannt. Schließlich steht Cappenberg nicht nur für sein Schloss, sondern auch für seine berühmte Stiftskirche. Im angrenzenden Pfarrhaus lebt Pater Joachim Hagel. Er ist Pfarrverwalter von Cappenberg und für die Gemeindeseelsorge zuständig; seit 1974 wird die Gemeinde St. Johannes Evangelist von den Prämonstratensern der Abtei Hamborn betreut.
Das Jahr 2022 stand in Cappenberg im Zeichen eines großen Jubiläums. Es gab eine 900-Jahr-Feier, weil die Grundsteinlegung am 15. August 1122 durch Bischof Dietrich von Münster erfolgte. Bei der mittelalterlichen Stiftskirche handelt sich um eine romanische Querhausbasilika. Sie ist in Westfalen neben der Stiftskirche in Freckenhorst das einzige große, in wesentlichen Teilen unverändert erhaltene romanische Kirchengebäude aus der Zeit vor der Mitte des 12. Jahrhunderts.
Freundschaft zum Heiligen Norbert von Xanten
Die Geschichte von Cappenberg ist eng mit dem Orden der Prämonstratenser verbunden.
Im Jahr 1122 übertrug Graf Gottfried von Cappenberg seine Burg dem soeben gegründeten Orden der Prämonstratenser und stiftete so das erste Kloster dieser Gemeinschaft auf deutschem Boden. Das tat er als Zeichen seiner Freundschaft zum Ordensgründer, dem Heiligen Norbert von Xanten.
Das Stift Cappenberg bestand bis ins Jahr 1803, dann folgte im Zuge der Napoleonischen Kriege die Auflösung. Nach der Säkularisierung entstand im Jahr 1832 schließlich die Kirchengemeinde St. Johannes Evangelist mit der Bauernschaft Übbenhagen und der Ortschaft Langern. Die einstige Stiftskirche wurde als Schenkung der Grafen von Cappenberg zur Pfarrkirche für Cappenberg und Langern.
Stiftskirche zur 900-Jahr-Feier saniert
Im Vorfeld der 900-Jahr-Feier entschied das Land Nordrhein-Westfalen als Rechtsnachfolger des Landes Preußen, die Kirche einer grundlegenden Sanierung zu unterziehen. Die Maxime lautete dabei, das denkmalgeschützte Gotteshaus in seiner Authentizität zu erhalten. Circa sieben Millionen Euro betrugen die Kosten. „Dies war die größte Kirchenbaustelle in Westfalen. Und was normalerweise fünf Jahre dauert, haben alle Beteiligten in nur eineinhalb Jahren geschafft“, sagte Ina Scharrenbach (CDU), Ministerin für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung des Landes, bei der Wiedereröffnung.
Außen wurde die gesamte Fassade, inklusive der Fenster, restauriert und gesäubert. Die Dachdeckung wurde mit noch vorhandenen Platten ausgebessert, und die Seitenschiffe erhielten eine Metallbedeckung wie vor 1890. Im ganzen Gebäude wurde die Elektrik erneuert sowie ein neues Lichtkonzept umgesetzt. Sowohl die Bänke als auch die Orgel mit Empore wurden restauriert. Die Besucher können heute in der Stiftskirche viele Schätze bewundern – etwa den Cappenberger Barbarossakopf, die Grabplatte Gottfried von Cappenbergs sowie das Triumphkreuz.
Beim Gottesdienst zur Wiedereröffnung war auch die Abtei Hamborn stark vertreten. Abt Albert Dölken sowie Pater Joachim Hagel als Pfarrverwalter von Cappenberg feierten diesen Anlass vor Ort gemeinsam mit ihren Mitbrüdern Pater Dominik Kitta, Pater Philipp Reichling und Pater Tobias Breer.
Graf Gottfried von Cappenberg stand für Barmherzigkeit
In der Predigt ging es auch um Freude und Dankbarkeit. Abt Albert stellte den Anwesenden den Stifter des Cappenberger Klosters vor. Graf Gottfried von Cappenberg habe seine Barmherzigkeit und hilfsbereite Anteilnahme für Arme und Kranke ausgezeichnet. „Er hat die Worte und Weisungen Jesu ins Leben umgesetzt. Gesellschaftliche Privilegien und Standesdenken hatten für ihn an Bedeutung verloren“, erklärte der Abt.
Das Pfarrbüro befindet sich im Torhaus des Schloss Cappenberg, Schlossberg 7, 59379 Selm im 1. Stock. Telefon: +49 2306 50511, Mail: pfarramt-cappenberg@bistum-muenster.de