Die Vorfreude der Prämonstratenser in Magdeburg wächst: In wenigen Monaten können Pater Clemens Dölken und seine Mitbrüder in den Klosterneubau am Elbufer einziehen.
Die Handwerker verlegen aktuell noch den Fußboden und finalisieren ihre Arbeiten an der Fassade. "Nachdem es aus verschiedenen Gründen zu einer mehrjährigen Verzögerung kam, befinden wir uns endlich auf der Zielgeraden", sagt Pater Clemens. "Das macht uns sehr glücklich."
Zeichen gegen den Trend
Der Prior erlebt eine sehr große Akzeptanz für das Projekt. "Überall werden Klöster geschlossen, wir setzen ein Zeichen gegen den Trend, und das kommt gut an", sagt der Chorherr der Abtei Hamborn.
Auch Sachsen-Anhalts MinisterpräsidentReiner Haseloff würdigte bereits das Engagement der Prämonstratenser in Magdeburg. "Mit dem neuen Kloster an der alten Stadtmauer und dem aktiven Ordensleben der Prämonstratenser wird eine neue Verbindung zwischen Vergangenheit und Gegenwart geknüpft", sagte der CDU-Politiker, als er im vergangenen Jahr die Baustelle besuchte.
Haseloff übergab damals einen Förderbescheid für Bauarbeiten. Er hob dabei auch das Miteinander in Sachsen-Anhalts Landeshauptstadt hervor. „Das Konzept der Ökumenischen Höfe hat viele Potenziale für Synergien und die Entwicklung eines weiteren lebendigen kulturellen Anlaufpunktes in der Stadt“, betonte der Ministerpräsident.
Ökumene wird gelebt
Ansässig sind in diesem Stadtquartier die Europäische Sankt-Norbert-Stiftung, die evangelisch-reformierte Gemeinde, die evangelische Altstadtgemeinde, die katholische Pfarrgemeinde Sankt Augustinus sowie der Prämonstratenser-Konvent. "Wir leben in Magdeburg echte Ökumene", betont Pater Clemens.

Der Neubau ist für die Prämonstratenser allerdings auch ein Kraftakt: Da der Orden kaum über finanzielle Mittel verfügt, ist er auf Spenden angewiesen. Es gab aber auch viele Unterstützter: Pater Clemens hat für das Projekt den "Förderverein Prämonstratenserkloster Magdeburg", das Bonifatiuswerk, andere Bistümer und Stiftungen gewonnen. Außerdem erhielten die Prämonstratenser Fördermittel der Denkmalpflege.
Pater Tobias läuft Marathon
Der Orden war auch kreativ: So organisierte Pater Tobias Breer von der Abtei Hamborn im vergangenen Jahr einen Spendenlauf. Beim "Romanik Magdeburg-Marathon" ging es neben der sportlichen Herausforderung auch darum, Geld für einen Eigenanteil zum Klosterneubau zu sammeln.
Pater Clemens sieht das Projekt in den Ökumenischen Höfen auch als Zeichen der Versöhnung. Er weiß um die bewegte Geschichte Magdeburgs: So kam es in der Stadt während des Dreißigjährigen Krieges, der von konfessionellen Gegensätzen geprägt war, zu starken Verwüstungen. "Die gesamte Bevölkerung wurde regelrecht niedergemetzelt", berichtet Pater Clemens. Während des Krieges endete auch die Zeit der Prämonstratenser in Magdeburg. 1632 verließen die Chorherren ihr damaliges Kloster Unser Lieben Frauen.
1991 kam der Orden nach Magdeburg zurück. Die Prämonstratenser engagieren sich seitdem in der Jugendarbeit und betreuen die Studentengemeinde. Ihnen fehlten aber die Räume zum authentisch klösterlichen Leben, für Gastlichkeit, Austausch und Willkommenskultur. Mit dem Neubau des Klosters sowie eines benachbarten Jugendtraktes soll dieses Problem schon bald der Vergangenheit angehören.