Peter Bartetzky: "Habe meine Leidenschaft zum Beruf gemacht"

Herr Bartetzky, warum haben Sie sich für eine Karriere als Kirchenmusiker entschieden? 

Peter Bartetzky: Meinen Eltern haben viel Wert darauf gelegt, dass alle drei Kinder eine musikalische Ausbildung erhalten. Im Alter von acht Jahren habe ich dann mit Klavierunterricht begonnen. Nach dem Abitur bin ich zweigleisig gefahren. Ich habe ein Studium zum Gymnasiallehrer für Schulmusik und Anglistik abgeschlossen und war außerdem Kirchenmusiker mit A-Examen und Orgel-Konzertexamen. Dass ich in dem Bereich eine Stelle bekommen habe, war ein Segen. So konnte ich meine Leidenschaft zum Beruf machen. Das gilt übrigens auch für meinen jüngeren Bruder Arnim. 

1981 haben Sie Ihre Stelle als Kantor an der Abteikirche Hamborn angetreten und damit auch den Abteichor übernommen. Was ist Ihnen aus der Anfangszeit besonders im Gedächtnis geblieben? 

Ich war gerade ein paar Monate dabei, als wir eine Fahrt nach Rom unternommen haben. Die Chormitglieder waren von der Anwesenheit des Papstes offenbar so beeindruckt, dass sie bei einem Lied ein paar Wiederholungen zu viel eingestreut haben. Darüber haben wir uns hinterher natürlich alle amüsiert.

Wie würden Sie sich selbst als Chorleiter beschreiben? 

Ich habe von den Sängerinnen und Sängern einiges abverlangt. Aber die Detailarbeit in den Chorproben hat sich auch ausgezahlt. Der Abteichor hat weit über die Grenzen des Ruhrgebiets hinaus einen sehr guten Namen. Bei der musikalischen Auswahl habe ich immer Wert auf eine ausgewogene Mischung zwischen bekannten Werken und Raritäten gelegt. Die D-Dur-Messe von Antonin Dvorak oder die Krönungsmesse von Wolfgang Amadeus Mozart gehörten zum Programm. Aber auch die weniger bekannte „Missa brevis in g“ des Prämonstratenserabtes Nikolaus Betscher haben wir zum Besten gegeben.

Peter Bartetzky an der Orgel in der Abteikirche Hamborn
Peter Bartetzky spielt Orgel in der Abteikirche Hamborn. Foto: Daniel Elke / Abtei Hamborn

 

Sie haben auch viele Gastspiele gehabt. Gibt es ein Konzert, das heraussticht? 

Da fällt mir sofort London ein. Ich durfte mal ein Konzert in Westminster Abbey spielen. Das war beeindruckend. Durch den Auftritt an so einem geschichtsträchtigen Ort ging für mich ein Traum in Erfüllung. Ich saß an dieser imposanten, klangvollen Orgel und durfte spielen. Wenn ich daran denke, bekomme ich heute noch eine Gänsehaut. 

Ihr Stammpatz war allerdings an der Orgel in der Abteikirche. Was verbinden Sie mit diesem Instrument?

Ich habe zu dieser Orgel eine ganz besondere Beziehung. Schließlich habe ich den Bau im Jahr 1986 miterlebt, außerdem die Restaurierung vor wenigen Jahren. Es ist mir oft passiert, dass ich an der Orgel gesessen habe und durch die Musik in eine andere Welt abgetaucht bin. Ich habe die Tasten gar nicht mehr im Blick gehabt. Dafür haben Sie den Blick für die musikalische Vielfalt gehabt. 

Was hat Sie bewogen, ein Frauen-Vokalensemble ins Leben zu rufen? 

Mit „Chaminade“ haben wir in der Abtei noch mal einen neuen Akzent setzen können. Nun war es möglich, die Musikauswahl auf für Frauenchöre geschriebene Stücke zu erweitern. Und Chaminade hat schon zu wunderschönen Messen in der Abteikirche beigetragen. 

Sie haben Ihren Platz an der Orgel verlassen und sind nach 40 Jahren in den Ruhestand gegangen. Wie haben Sie Ihren Abschied erlebt? 

Es ist natürlich traurig, dass ich unter diesen Umständen abtreten musste. Es war zum Abschied so einiges geplant, was dann aufgrund der Pandemie aber ausfallen musste. Das hat weh getan. Immerhin hat der WDR am 31. Januar noch eine Rundfunkmesse mit meinem Freund Friedrich Storfinger an der Orgel übertragen. Ich dirigierte ein solistisches Frauenensemble, das ich mir aus dem Opernstudio Duisburg ausgeliehen hatte. Leider konnte mein eigenes Ensemble aufgrund der Coronabeschränkungen nicht singen und es waren deshalb auch keine Zuhörer in der Kirche. 

Ihr Abschied fällt in das Jubiläumsjahr der Prämonstratenser. Was wünschen Sie dem Orden zum Geburtstag? 

Ich würde mich freuen, wenn mehr Nachwuchs kommt. Die Arbeit in der Seelsorge vor Ort ist ungemein wichtig, da braucht es gute Leute, die sich einbringen. Ich werde dem Orden weiterhin durch meine Rolle als Tertiar verbunden bleiben. Und mit Abt Albert bin ich ohnehin seit Jahren befreundet.