Pater Dominik: "Wir unterstützen die Christen im Heiligen Land"

Pater Dominik, Sie sind 2015 aus dem Ruhrgebiet nach Osnabrück gezogen. Was war der Grund? 

Pater Dominik: Ich habe damals die Leitung des Offizialates für das Bistum Osnabrück und das Erzbistum Hamburg übernommen. Meine Kollegen und ich sind als Vertreter des Bischofs für die innerkirchliche Rechtsprechung zuständig. Erfahrung in einem Offizialat habe ich bereits in Essen gesammelt. Dort war ich bis zu meinem Wechsel nach Osnabrück Leiter der Außenstelle des Kölner Kirchengerichtes. 

Womit beschäftigen Sie sich als Offizial? 

Pater Dominik: In erster Linie liegen Verfahren zur Eheannullierung auf meinem Schreibtisch. Das Kirchenrecht kennt bestimmte Gründe, eine sakramental geschlossene Ehe für nichtig zu erklären. Dazu zählen Formfehler. In der Regel geht es aber um sogenannte Willens- oder Erkenntnismängel bei den Ehepartnern. Meine Kollegen und ich prüfen etwa, ob ein Partner in der Lage war, die Bedeutung des Schrittes der Heirat wirklich zu realisieren. Sollte festgestellt werden, dass eine Ehe nicht gültig geschlossen wurde, können wir sie annullieren. 

Sie haben auch Aufgaben außerhalb des Offizialates, das am Dom St. Peter in Osnabrück seinen Sitz hat. Welche sind das? 

Pater Dominik: Ich unterstütze die Seelsorge in der Pfarreiengemeinschaft Wellingholzhausen/Gesmold im Osnabrücker Land. Dort hat das Bistum vor mehr als vier Jahren ein neues Modell eingeführt. Ein hauptamtlicher Laie leitet seitdem die Pfarreien. Ich unterstützte den sogenannten Pfarrbeauftragten bei den Gottesdiensten. Außerdem spende ich Sakramente und bin deshalb häufig für Taufen, Firmungen und kirchliche Eheschließungen vor Ort. Das Kirchenrecht ermöglicht diesen Schritt, wenn es nicht genügend Priester gibt. 

Das Jerusalem-Kreuz ist das Symbol der Grabesritter.
Das Jerusalem-Kreuz ist das Symbol der Grabesritter. Foto: Daniel Elke / Abtei Hamborn

Die Prämonstratenser zeichnen sich auch durch ihr ehrenamtliches Engagement aus. Sie selbst gehören dem "Ritterorden vom Heiligen Grab zu Jerusalem" an. Was hat Sie bewogen, dieser Gemeinschaft beizutreten? 

Pater Dominik: Es gibt kein Bewerbungsverfahren für die Mitgliedschaft. Man wird zum Grabesritter berufen. Die unterste Ebene des Ordens sind die Komtureien, die sich größtenteils an den Bistumsgrenzen orientieren. Dort treffen sich in erster Linie Laien. Weil die Mitglieder auch Gottesdienste feiern, nehmen sie Priester in den Orden auf. Anfang der 1990er-Jahre war die Komturei St. Viktor Duisburg auf der Suche nach einem Geistlichen. Da die Leitung einen guten Draht zur Abtei Hamborn hatte, hat sie mich angesprochen. Wir haben uns zunächst beschnuppert, für mich hat es gepasst. Und nach dem Genehmigungsverfahren bin ich 1994 bei einer großen Investiturfeier in den Orden aufgenommen worden. 

Welche Ziele verfolgen die Grabesritter? 

Pater Dominik: Zunächst gilt der gleiche Grundsatz wie bei jedem Orden: Die Mitglieder sollen sich an einer christlichen Lebensführung orientieren. Die Grabesritter verfolgen aber noch ein besonderes Ziel: Wir unterstützen die Christen im Heiligen Land, das aus Israel, den palästinensischen Hoheitsgebieten, Jordanien und Zypern besteht. 

Wie sieht diese Unterstützung aus? 

Pater Dominik: Die Grabesritter sorgen durch einen Jahresbeitrag und durch Spendenaktionen dafür, dass Einrichtungen im Heiligen Land gefördert werden. Das Patriarchat in Jerusalem, das in seiner Struktur einem deutschen Bistum gleicht, unterhält in der Region allein 20 Schulen. Außerdem hat der Orden Fonds für Arme und Kranke aufgelegt, er leistet finanzielle Unterstützung für eine Fachhochschule, Altenheime sowie für ein Priesterseminar des Patriarchats. 

Wie stark sind die Christen heutzutage im Heiligen Land vertreten? 

Pater Dominik: Sie machen aktuell nur rund vier Prozent der Gesamtbevölkerung aus. Aber trotzdem hat das Christentum in der Region eine sehr hohe Bedeutung. Man denke nur mal an die Pilger, die die Heimat und die Wirkungsstätten Jesu besuchen. Für mich ist es immer wieder ein ergreifender Moment, am See Genezareth zu stehen oder vom Tempelberg auf die Altstadt von Jerusalem zu blicken. Jeder Grabesritter soll laut Satzung einmal in Leben eine Wallfahrt ins Heilige Land unternehmen. Neben einer materiellen und spirituellen Unterstützung der Christen vor Ort sind also auch Besuche vorgesehen. 

Es sind aber keine Touristenausflüge. 

Pater Dominik: Nein, wir sind zu Gast in vielen öffentlichen Einrichtungen. Unsere Komturei hat in der Vergangenheit regelmäßig das Kinderhospital der Caritas in Bethlehem und eine Krippe für Findelkinder besucht. Wir haben uns ausgetauscht mit Ordensschwestern, die Altenheime in der Region führen. Und dann waren wir noch in einem besonderen Hospiz, das Juden, Moslems und Christen aufnimmt und deren Sterbeprozesse begleitet. Solche Projekte unterstützen wir.