Pater Clemens: "Der Glaube ist unsere langfristige Perspektive"

Mit seinem Format „Talk im Schmidthorster Dom“ war Pater Tobias Breer wieder unterwegs. Diesmal traf er seinen Mitbruder Pater Clemens Dölken zum Gespräch in der St. Petri-Kirche in Magdeburg. Der Prämonstratenser der Abtei Hamborn war dabei gleichzeitig Gast und Gastgeber. Pater Clemens wirkt seit 1991 in Magdeburg und ist Prior der Niederlassung. 

Im Gespräch ging es auch um die Bedeutung, die Sachsen-Anhalts Hauptstadt für die Prämonstratenser hat. Der Heilige Norbert von Xanten gründete 1121 den Orden und war von 1126 bis zu seinem Tod im Jahr 1134 Erzbischof von Magdeburg. „Es ist daher ein wichtiger Ort der Erinnerung und der Spiritualität“, sagte Pater Clemens. „Hier hat sich der Geist des Heiligen Norbert, aktiv in die Welt zu wirken, zu einem großen Teil ausgeprägt.“

Einzug für April 2023 geplant

Im Talk berichtete der Prior auch von einem großen Projekt der Prämonstratenser. 2018 begannen in Magdeburg die Arbeiten für einen Klosterneubau – für den April 2023 ist der Einzug geplant. Pater Clemens berichtete von positiven Rückmeldungen aus der Bevölkerung. „Sie finden es prima, dass wir etwas aufbauen, während anderswo alles geschlossen wird“, sagte der gebürtige Duisburger. 

Es gehe darum, einen Ort zu schaffen, an dem Leben, Beten und Arbeiten möglich ist. „Das Klosterleben ist wie in einer Symbiose verwoben mit der Seelsorge in den Pfarreien“, betonte Pater Clemens. Außerdem solle eine Möglichkeit geschaffen werden, dass junge Männer, die sich für den Eintritt in den Orden interessieren, am Klosterleben teilnehmen können. „Das ist derzeit überhaupt nicht möglich“, sagte Pater Clemens, der mit drei Mitbrüdern in einem kleinen Pfarrhaus wohnt.

Klosterneubau im Quartier "Ökumenische Höfe"

Der Klosterneubau entsteht im Quartier „Ökumenische Höfe“. „Auf architektonischer und symbolischer Ebene sowie durch gemeinsame Projekte wollen wir zeigen, dass Christen unterschiedlicher Konfessionen im freundschaftlichen Miteinander zusammenleben können“, erklärte Pater Clemens. 

In den „Ökumenischen Höfen“ sind die evangelisch-reformierte Gemeinde, die evangelische Altstadtgemeinde und die katholische Pfarrgemeinde Sankt Augustinus vertreten. Es gebe zwar unterschiedliche Riten. „Aber es sind dieselben Ziele, es ist derselbe Gott und derselbe Erlöser“, sagte Pater Clemens.

Romanisches Gebäude in Baugrube entdeckt 

Bei der Finanzierung sind die Prämonstratenser auf Unterstützung angewiesen. 2019 wurde in der Baugrube ein romanisches Gebäude entdeckt. Für die Sanierung gab es zwar Fördermittel. „Wir mussten die Baustelle aber fast zwei Jahre lang stilllegen, und in dieser Zeit sind die Baupreise um ein Drittel gestiegen“, erklärte Pater Clemens. „Und die Folgekosten hätten uns fast erwürgt.“

Der Orden konnte sich auf Hilfe verlassen: Deutsche Diözesen, das Deutsche Bonifatiuswerk und Stiftungen leisteten ihren Beitrag. „Außerdem haben uns ganz viele Menschen großzügig unterstützt“, lobte Pater Clemens. Begeistert hat ihn die Hilfsbereitschaft innerhalb der Ordensgemeinschaft. Viele Klöster hätten aktuell mit finanziellen Problemen zu kämpfen, die durch die Folgen der Corona-Pandemie und des Ukraine-Krieges noch mal verstärkt würden. 

Glaube als langfristige Perspektive

„Trotzdem war es ihnen wichtig, zu helfen, weil der Glaube unsere langfristige Perspektive ist“ sagte Pater Clemens. „Er ermöglicht uns, in diesen Krisen zu bestehen.“ Deswegen sei der Klosterneubau wichtig. „Er dient nicht der bequemen Unterbringung, sondern der Kommunikation und der Auslebung des christlichen Glaubens“, erklärte Pater Clemens. 

Im Rohbau steht gerade der Ausbau mit Trockenbautechniken an. Aktuell geben sich Maler, Elektriker, Fassadenbauer und Fensterbauer die Klinke in die Hand. Sechs Zimmer für Mitbrüder sind vorgesehen. „Wir hoffen, dass wir dauerhaft auf sechs Mitbrüder kommen“, sagte Pater Clemens. Erweiterungen seien möglich. „Es muss niemand Angst haben, in Magdeburg einzutreten und kein Zimmer zu bekommen“, sagte der Prior. 

Pater Clemens zieht Vergleich zum Marathon 

Er freut sich auf die Einweihung des Neubaus. „Wir können hier etwas gestalten, das ist eine wichtige Botschaft in Kirche und Gesellschaft hinein“, sagte Pater Clemens. „Wir müssen nicht Däumchen drehen und alles zurückfahren. Wir müssen nach vorne schauen und anpacken.“ Er zog noch einen Vergleich zum Marathon und spielte damit auf die große Leidenschaft von Pater Tobias an. „Es gilt weiterzulaufen“, sagte Pater Clemens. „Der Weg ist lang, aber das Ziel ist klar.“

Den "Talk im Schmidthorster Dom" in voller Länge gibt es hier