Grußwort zum ersten Mai

Liebe Pfarrangehörige von St. Johann!

 
Heute, am 1. Mai feiern wir das Kirchweihfest unserer Pfarr- und Klosterkirche St. Johann. Bewegte Zeiten hat sie gesehen: beschädigt, zerstört, ausgebrannt, zerbombt. Sie wurde immer wieder neu aufgebaut und renoviert. In ihren Mauern und in ihrem Inventar findet sich Altes und Neues, Steine aus der frühesten Zeit und bis in unsere Tage. Und sie ist eine Mutter mit vielen Töchtern, selbst gegründet von den ersten christlichen Missionaren rechts des Rheines.
 
In einer Predigt zur Kirchweihe hat der Heilige Augustinus die Steine des Kirchbaus verglichen mit den lebendigen Steinen, aus denen die wirkliche Kirche Jesu Christi besteht: “Ihr seid diese Steine. Euer Glaube wurde geformt und herangebildet, so wie der Steinmetz den Stein behauen und geformt hat. Und nun folgt das Wichtigste: dass Ihr Euch in Liebe miteinander verbindet. Sonst wird niemand hinzutreten wollen!”
 
In diesen Tagen der weltweiten Corona-Seuche haben wir viel Gutes gesehen und gehört, auch selbst erfahren. Jesus Christus ist nicht allein im Eucharistischen Brot, sondern auch dort gegenwärtig, wo wir einander und egal welchem Menschen in Liebe dienen. Er ist gegenwärtig, wenn wir uns im Gebet an Ihn wenden. Er ist mit uns, in uns und durch uns gegenwärtig. Er betet in uns und mit uns, wenn wir in diesen Tagen das Vater Unser allabendlich für diese Welt in ihrer Not über unsere Lippen bringen, im Schein der Kerzen, zum Klang der Glocken. So ist unser Eucharistisches Fasten zugleich eine besondere und vielleicht auch neue Erfahrung seiner Gegenwart. Es ist ein großes Geschenk, eine große Gnade, erleben zu dürfen, wie viele Menschen, oft auch ganz unbewusst aus der Inspiration seines Evangeliums heraus leben, arbeiten und diese Welt mit gestalten. Das alles lässt uns die Eucharistie tiefer verstehen: Wir werden von Ihm gewandelt. Der Heilige Augustinus sagt: “Wenn Du beim Kommunion-Empfang Dein “Amen!” sprichst, dann sagst Du eigentlich: “Ja, das will ich selbst werden, Leib Christi!””
 
Von Politik und Medien wurde in den letzten Tagen vermeldet, dass wieder Gottesdienste gefeiert werden können. Aber das sind nicht die Gottesdienste, die wir kannten. Es sind Gottesdienste mit begrenzter Teilnehmerzahl, unter allen möglichen Auflagen. Menschen aus Risiko-Gruppen sollen fernbleiben. Junge und Gesunde sind erwünscht. Sechzig oder älter? Risiko-Gruppe! Bitte zuhause bleiben! Ob und wenn ja, wie wir in unserer Pfarrei ein gottesdienstliches Angebot dieser Art schaffen werden, darüber beraten die Seelsorger in den nächsten Tagen. Bitte rechnen Sie damit, wenn es dazu kommen sollte, dass bei uns und in den anderen Duisburger Pfarreien des Bistums Essen frühestens zum 16. Mai mit gottesdienstlichen Angeboten in einzelnen hierfür räumlich geeigneten Kirchen begonnen wird.
 
Am heutigen Tag haben wir als Kinder Mai-Altäre aufgestellt: ein Marienbild mit Blumen und Kerzen. Das war und ist ein sehr schöner häuslicher Brauch, der jetzt vielleicht wieder eine Neubelebung erfahren kann. “Maria breit den Mantel aus!” haben wir dazu gesungen und dieses Lied, das zugleich ein Gebet ist, für jegliche zukünftige Notsituation in unserem Leben erlernt. Nutzen wir diese Zeit auch für eine geistliche Erneuerung, indem wir das Leben Marias – persönlich oder vielleicht gemeinsam mit unseren Kindern – betrachten, jetzt, im Monat Mai. Und vielleicht ergänzen wir unser allabendliches gemeinsames Vater-Unser-Gebet um 19.30 Uhr zum Glockengeläut um das Gegrüsset seist Du, Maria.
 
Seien Sie alle herzlich gegrüßt,
Ihr +Albert


Abt Albert