Die Abtei Hamborn ist auch Bewahrer der Bücher

Dr. Klaus Wehrmann und Pater Jonathan Zielezinski stehen vor einem mehrstöckigen Schwerlastregal. Vor ihnen türmen sich Bücher auf. Vor Ihnen türmen sich Bücher auf. Neben dünnen Broschüren finden sich auch dicke Bände und Nachschlagewerke zu allen Bereichen der Theologie genauso wie Fachliteratur zu Kunst, Musikwissenschaften und Geschichte. Viele weitere Wissensgebiete haben in der Abteibibliothek in Hamborn ihren Platz gefunden.

Dr. Klaus Wehrmann sorgt in den Räumen für Ordnung – und erhält dabei Unterstützung durch Ordensmänner wie Pater Jonathan. Wenn Bibliotheken im Umkreis aufgelöst werden, bekommt die Abtei oft Spenden. Auch Privatpersonen möchten dem Konvent der Prämonstratenser häufig ihre Bücher schenken. Dr. Klaus Wehrmann und Pater Jonathan sichten die Literatur und sortieren sie anschließend ein. 

2600 Bücher und Bände in der Präsenzbibliothek

Der Bestand ist beachtlich. In der Präsenzbibliothek stehen rund 2600 Bücher und Bände. In dem Raum liegen außerdem aktuelle Zeitschriften und Magazine aus. „Im Archiv haben wir noch mal die zehnfache Anzahl an Büchern“, erklärt Dr. Klaus Wehrmann.

In der Bibliothek befinden sich Bücher, die teilweise Jahrhunderte alt sind. Foto: Daniel Elke / Abtei Hamborn
In der Bibliothek befinden sich Bücher, die teilweise Jahrhunderte alt sind. Foto: Daniel Elke / Abtei Hamborn


Die Abteibibliothek ist ein geschichtsträchtiger Ort. Es gibt sogar Bücher, die aus dem 16. Jahrhundert stammen. Im Jahr 1806 kam es aber zur Aufhebung des Klosters und damit zur Säkularisierung der Bibliothek. Einige Bände gingen an die Landes- und Stadtbibliothek Düsseldorf. Pfarrer Werner Dahlmann (1793-1859) kaufte Mitte des 19. Jahrhunderts bei Versteigerungen und in Antiquariaten viele ältere Bücher auf. Damit schuf er den Grundstock für eine neue Bibliothek, die mit großen Schäden den Zweiten Weltkrieg überdauert hat.

Ab 1973 entstand ein Neubau in Hamborn. Die neue Abteibibliothek zog 1975 in das Obergeschoss der heutigen Klosterküche sowie in das Dachgeschoss ein. Die aktuellen Buchbestände stammen aus Resten der Bibliothek der Pfarrei St. Johann, aus mitgebrachten Büchern vom Kloster Rot an der Rot sowie von Mitbrüdern und aus zahlreichen Nachlässen und Schenkungen in den zurückliegenden fünf Jahrzehnten.

Dokumente zu 192 Klöstern zusammengetragen

Zusätzlich befindet sich im Archiv eine umfangreiche Sammlung zu den Prämonstratensern und einzelnen Häusern des Ordens. Der 2022 verstorbene Pater Ludger Horstkötter hatte die Materialien über viele Jahre zusammengetragen. Es gibt mittlerweile Dokumente und Bücher zu 192 ehemaligen und bestehenden Prämonstratenserklöstern auf der ganzen Welt.

Für Dr. Klaus Wehrmann ist es eine Herzenssache, sich ehrenamtlich in der Abteibibliothek zu engagieren. „Wir leben in einer Zeit, die von ständigen Veränderungen geprägt ist“, sagt der gebürtige Hamborner. „Ich finde es wichtig, Dinge zu bewahren. Und dazu gehören diese tollen Bücher.“ 

Der langjährige Oberarzt des Klinikums Ludwigsburg hat eine besondere Beziehung zum Kloster. Während seines Studiums verdiente er sich etwas dazu, in dem er beim Aufbau der Abteibibliothek mithalf. „Ich war ein sogenannter Bibliotheksknecht“, sagt der 69-Jährige und lacht.

Auch auf Pater Jonathan haben Bücher schon immer eine Faszination ausgeübt. „Ich mag die haptischen Bibliotheken“, sagt der Ordensmann, der am Ende seines Theologiestudiums an der damals wiederbegründeten Erfurter Universitätsbibliothek arbeiten und wichtige Erfahrungen sammeln konnte. 

Auch wenn Pater Jonathan heute öfter die Neuen Medien nutzt, macht er sich für das traditionelle Buch stark. „Viele denken, dass man heutzutage alles im Internet nachlesen kann“, sagt der Geistliche. „Doch in den weitesten Teilen werden digitale Mediensammlungen nach wie vor aus dem gebündelten Wissen und den Bereitstellungen klassischer Bibliotheken gespeist, zumal digitale Medienrechte oft fragil sind und entzogen werden können.“