Zwischen der Abtei Hamborn im Ruhrgebiet und dem Stift Schlägl in Oberösterreich gibt es eine besondere Verbindung. Dazu hat insbesondere Florian Pröll einen großen Anteil bei getragen. Der 1993 verstorbene Österreicher war sowohl Abt in Schlägl (1958 bis 1989) als auch Administrator in Hamborn (1965 bis 1988).
Die Prämonstratenser aus dem Duisburger Norden pflegen auch heute noch den Austausch mit ihren Mitbrüdern aus dem Nachbarland. Ende September hielt der Hamborner Konvent seine Exerzitien in Schlägl ab. Für fünf Tage quartierten sich die Chorherren in der Klosteranlage ein, hielten in der Stiftskirche ihre Gebete ab und wandelten bei Vorträgen auf den Spuren des Heiligen Norbert.
Ingrid Ehlers-Kisseler referiert in Schlägl
"Unser Ordensgründer hat der Nachwelt keine Schriften hinterlassen, darum haben wir Fachleute eingeladen, die sich intensiv mit der Person beschäftigt haben", berichtet Pater Rudolf Hein, der die Exerzitien mitorganisiert hatte. Als Referentin konnte er unter anderem Ingrid Ehlers-Kisseler gewinnen.
"Sie ist eine ausgewiesene Expertin für das zwölfte Jahrhundert", erklärt Pater Rudolf. Die Historikerin beschäftigte sich auch intensiv mit den Prämonstratensern und konnte mit ihrer Expertise das Norbert-Bild der anwesenden Ordensmänner schärfen.
Auch der Theologiestudent Christoph Gössweiner aus Linz war auf Einladung des Hamborner Konvents zu Gast im Stift Schlägl. Er bearbeitete mit der Gruppe einen Brief, der an den berühmten Zisterzienser-Mönch Bernhard von Clairvaux adressiert war.
Vom Verhältnis zwischen Zisterziensern und Prämonstratensern
Das zeitgeschichtliche Dokument stammt aus der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts. "Wir haben in der geistlichen Übung viel über das damalige Verhältnis zwischen Zisterziensern und Prämonstratensern erfahren", erklärt Pater Rudolf. "Und dieses war nicht nur von Harmonie geprägt."
In den Exerzitien lernten die Chorherren ihren Ordensgründer zudem als Menschen mit einem ausgeprägten Friedenswillen kennen. "Der Heilige Norbert war ein ausgezeichneter Diplomat", betont Pater Rudolf.
Auch hatte der langjährige Erzbischof von Magdeburg schon im 12. Jahrhundert den sprichwörtlichen Blick über den Tellerrand hinaus gewagt. "Wir sind in den Exerzitien zu dem Ergebnis gekommen", sagt Pater Rudolf, "dass der Heilige Norbert ein auf europäischer Ebene agierender Kirchenreformer war."