900 Jahre Kloster Cappenberg: "Jubiläum soll ein Aufbruch sein"

Pater Joachim, welche Bedeutung hat Cappenberg für das religiöse Leben? 

Pater Joachim: Wir befinden uns hier im Ursprungsort des Prämonstratenser-Ordens in Deutschland. Die Brüder Gottfried und Otto von Cappenberg haben Norbert von Xanten im Oktober 1121 auf einer Pilgerreise in Köln kennengelernt. Sie waren von seiner Idee so fasziniert, dass sie beschlossen haben, ihre Burg in ein Kloster umzuwandeln. 

Wie haben die Brüder Ihren Glauben gelebt? 

Pater Joachim: Die beiden wollten als Ordensleute das christliche Zusammenleben im Sinne der Apostel fördern und haben ihr Noviziat in Premontré gemacht. Gottfried von Cappenberg hat neben Cappenberg noch zwei weitere Abteien in Varlar und in Ilbenstadt gestiftet. Nach seinem Tod im Jahr 1127 hat sein jüngerer Bruder Otto die Idee, gemäß der „vita apostolica“ zu leben, hier in Cappenberg weiterverfolgt: Von 1156 bis zu seinem Tod im Jahr 1171 war Otto der Propst des Klosters Cappenberg.

Herr Nordhaus, Sie stammen aus Cappenberg. Wie wird der Ort außerhalb Westfalens wahrgenommen?

Hans Ulrich Nordhaus: Der Name Cappenberg ist durchaus bekannt. Ich muss da an meinen Arbeitskollegen denken, der häufig über die Autobahn von Bremen nach Köln fährt. Er kommt dann immer an dem großen Schild mit der Aufschrift „Schloss Cappenberg“. Der Kollege hat gesagt, dass er dann sofort an mich denken muss. Cappenberg ist aber nicht nur wegen des Schlosses bekannt, sondern auch wegen seiner Stiftskirche. 

Welche Bedeutung hat dabei der Orden? 

Hans Ulrich Nordhaus: Seit 1974 betreuen die Prämonstratenser wieder unsere Gemeinde. Das ist für uns ein Mehrwert und etwas Besonderes. Während ringsherum die Kirchen geschlossen werden, hat die kleinste Gemeinde im Bistum Münster weiterhin einen Pfarrer, der einem weltbekannten Orden zugehört. Das ist schon eine Auszeichnung für uns.

Pater Joachim und Hans Ulrich Nordhaus gestalten das Jubiläumsjahr in Cappenberg
Foto: Daniel Elke /Abtei Hamborn

 

In diesem Jahr gibt es einen Grund zum Feiern. Was ist unter dem Motto „900 Jahre Kloster Cappenberg“ geplant? 

Hans Ulrich Nordhaus: Wir haben mit den Planungen bereits vor vier Jahren begonnen. Als feststand, dass die Stiftskirche renoviert wird, war klar, dass wir das Jubiläum entsprechend gestalten müssen. Wir haben die ganze Gemeinde und viele Vereine eingebunden – vom Kindergarten über die Schützen, den Heimatverein, den Fußballverein und die Kolping-Gemeinschaft bis hin zur Stadt Selm und dem Landrat. Uns war klar, dass wir mit der renovierten Stiftskirche einen wunderschönen Ort vorzeigen können. Es soll aber kein Museum sein, sondern für lebendiges Christsein Zeichen setzen. Aber wir wollen eben nicht nur erinnern. Das Jubiläum soll auch ein Aufbruch sein. Das haben wir uns auf die Fahnen geschrieben. Und wir wollen natürlich Gottfried von Cappenberg feiern. 

Welche Termine sollten sich Interessierte merken? 

Hans Ulrich Nordhaus: Am 29. Mai laden wir zum Tag der Prämonstratenser ein. Wir machen einen großen Festumzug für Jung und Alt. Es ist möglich, dass Ministerpräsident Hendrik Wüst teilnimmt. Wir haben ihn zu diesem Anlass auf jeden Fall eingeladen. Die Ministerin Ina Scharrenbach war bereits im Januar in Cappenberg, als wir den Gottesdienst zur Wiedereröffnung gefeiert haben. Dann gibt es noch den Bistumstag am 21. August, zu dem wir auch Bischof Felix Genn erwarten. Außerdem entsteht ein Maislabyrinth, ausgelobt wird ein Gottfried-Pokal, es finden Orgelkonzerte statt und der Kindergarten veranstaltet ein Ritterfest. Wir freuen uns auf ein tolles Jubiläum. 

Ein runder Geburtstag bietet die Gelegenheit, Wünsche zu formulieren. Was geht Ihnen da durch den Kopf? 

Pater Joachim: Wir wünschen uns einen neuen Aufschwung für unseren Orden. Die Prämonstratenser hatten in ihrer Geschichte einige Krisen zu überstehen. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts waren wir von der Bildfläche verschwunden, jetzt sind wir wieder auf der ganzen Welt präsent. Auch wenn die 

katholische Kirche gerade wieder eine Krise durchlebt, blicken wir optimistisch in die Zukunft. Cappenberg ist für viele Menschen ein religiöser Kraftort. Und das soll er auch in Zukunft bleiben.